Gedankenpost

Gedankenpost Nr. 1
Orte für sich entdecken

Ja ... das Thema der ersten Mail lautet "Orte für sich entdecken". Der liebe André von andre-anderswo hat dieses Thema vorgeschlagen, und ich muss gestehen, dass ich zunächst etwas überfordert war. Ich brauchte tatsächlich ein paar Tage, um mich mit diesem Thema zu verbinden, obwohl es doch auch eine große Passion von mir ist! Nun sind ein paar Gedanken dazu gekommen, und die möchte ich natürlich gerne mit euch teilen.

Neue Orte für sich entdecken ... Mir kam spontan diese andere Schreibweise in den Sinn: ent-decken. Die Decke wird von etwas genommen, und man kann darunter schauen. So ist es vielleicht auch, wenn wir an neuen Orten sind. Wir nehmen nach und nach die Decke des Unbekannten herunter und können den Ort sehen, an den wir gekommen sind. Ihn in seiner Ganzheit erfassen - Blick für Blick, Atemzug für Atemzug.

Jeder macht das wohl auf seine ganz eigene Art und Weise. Wenn wir beispielsweise an neue Orte reisen, hat der eine im Vorfeld schon ganz viel darüber gelesen (und den Ort auf diese Weise schon ein Stück weit entdeckt) und möglicherweise einen Plan, was er sich wann anschauen möchte.

Die andere fährt einfach hin, hat vielleicht die wichtigsten Infos im Kopf, aber lässt sich treiben. Einfach der Nase nach, mal in dieses Gässchen schauen, mal in jene Richtung gehen, in der man den hohen Kirchturm sehen kann.

Für den einen bedeutet es vielleicht, so viel wie möglich gesehen zu haben, um das Gefühl zu haben, einen Ort entdeckt zu haben. Oder sich so viel wie möglich zu Fuß selbst erlaufen zu haben. Getreu dem Motto "Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen" (Johann Wolfgang von Goethe). Ein anderer entdeckt einen Ort für sich vielleicht auch auf kulinarische Weise. Probiert einheimische Leckereien und verbindet sich darüber mit dem Ort.

Besonders schön finde ich immer, wenn wir etwas entdecken, mit dem wir gar nicht gerechnet haben. :-)

Aber auch uns bekannte Orte können wir (neu) für uns entdecken. Zu jeder Jahreszeit sieht die Natur anders aus, und die Atmosphäre verändert sich im Laufe des Jahres. Vielleicht entdecken wir am Lieblingssee oder auf der Morgenrunde im Herbst ganz andere Dinge, als im Frühjahr. Oder wir sind jedes Jahr im Sommer in eine bestimmte Urlaubsregion gefahren, die uns sehr vertraut ist. Und dann entscheiden wir uns das erste Mal für Winterurlaub - und entdecken den Ort ganz neu für uns.

Ich persönlich liebe es, neue Orte für mich zu entdecken. Wenn ich in eine neue Gegend komme - sei es beruflich für ein paar Wochen/Monate, oder im Urlaub - macht es mir große Freude, die neue Umgebung zu erkunden. Mich zu orientieren, mich mit ihr vertraut zu machen. Wo finde ich den nächsten Bioladen, wo ist auf dem Weg eine Tankstelle, welche Feldwege und Spazierrunden gibt es (und welche finde ich besonders schön)? Ich erkunde die nahe Umgebung und mag es auch sehr, auf einem höher gelegenen Platz zu stehen und mich quasi "von oben" ein wenig zu orientieren.

Aber Orte müssen nicht immer im Außen sein. Wir können den Gedanken, neue Orte für uns zu entdecken, auch auf uns selber beziehen. Wo in uns fühlen wir Mitgefühl? Und wo in unserem Körper ist unsere Intuition verortet? Unser Körper kann genauso eine Landkarte sein wie google maps oder die klassische Faltkarte.

Ich glaube, das Wichtigste um einen Ort zu entdecken, ist der wache Blick. Die innere Offenheit und Freude an neuen Eindrücken. Insbesondere, wenn es schon bekannte Orte sind. Je offener wir sind, umso überraschter werden wir sein, was wir alles ent-decken können ...

Ich fände es ja sehr spannend zu erfahren, was eure Gedanken zu dem Thema sind bzw. auf welche Weise ihr Orte für euch entdeckt. Wenn ihr mögt, schreibt es mir gerne.

Alles Liebe

Britta


Hier kannst du die anderen Ausgaben nachlesen:

Gedankenpost 2: Gefühle wahrhaftig fühlen - Augen auf und durch

Gedankenpost 3: Wertschätzendes Miteinander auf Augenhöhe